Lyrik – mein schönstes Gedicht

Nur noch ein Weilchen

Nur noch ein Weilchen

Die Sonne spricht zum Frühlingswind:
„Ich bitte dich, wecke mein herziges Kind,
das liebe bescheidene Veilchen!“

Der Frühlingswind fegt durch die Fluren geschwind
und säuselt und flüstert ganz leise und lind:
„Wach auf, du herziges Veilchen!“

Da regt und bewegt sich das schlummernde Kind
und lispelt: „Schön Dank dir, du gütiger Wind!
Ich komme! – Nur noch ein Weilchen!

Noch ist es da draußen so rauh und so kalt!
Mir graut vor des scheidenden Winters Gewalt!
Ich guckte durchs Fenster hinaus auf den Rain
und sah nichts und hörte kein Liedchen im Hain.
Erscheint auf den Fluren der liebliche Mai,
dann magst du mich wecken, dann bin ich dabei!“

So sprach wie im Traume das Veilchen
und schwieg dann und schlief noch ein Weilchen.

Eduard Wolf-Harnier 

Aus Deutsches Lesebuch Ausgabe B / Zweiter Teil

 

www.senioren-allueren.de

 

 

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