von da an war alles anders

Johanna Willkommen kleine Lady Teil 2

Johanna                                                                                                      Teil 2

Willkommen kleine Lady.

„Guten Morgen, mein Herz“, Papa haucht ein Küsschen auf Mamas Wange. „Die Sonne lacht bereits vom Himmel und ihr beide schlaft tief und fest wie Murmeltiere im Winterquartier.“

„O Gott! Mein Kind rührt sich nicht.“ Mama befühlt erschrocken den Babybauch. Papa erblasst, tastet vorsichtig den Bauch ab, legt sein Ohr mal hier hin, mal da hin: „Hallo kleine Schlafmaus aufwachen, es ist bereits heller Tag“. Kein blubbern, keine Füßchen strampeln, keine Fingerchen bewegen sich. Totenstille im Babybauch. Aus Mamas Augen kullern Tränen, Papa eilt zum Telefon und bittet Doktor Lobesam um einen dringenden Hausbesuch.

„Wer weckt mich mitten in der Nacht auf? Oder habe ich verschlafen? Wie soll ich denn wissen ob es Nacht oder Tag ist, wenn Mami reglos im Bett liegt – gleichmäßig atmet – weder von Träumen geplagt wird noch hastige Bewegungen vollführt? Vielleicht sollte ich doch versuchen hier herauszukommen, zumal es recht eng um mich herum geworden ist. Ich möchte mich sooo lang machen können, richtig recken und strecken. Uhh – Platz da.“

„Sie bewegt sich! Au! Sie tritt zu wie ein Füllen und zwickt und kneift. Au, mein Bauch! Sicherlich haben wir sie erschreckt und aufgeweckt. Danke, lieber Gott, dass unser Kind lebt.“ Und noch mehr Tränen kullern vor Freude über das Erwachen der noch ungeborenen Tochter aus Mamas und Papas Augen.

„Dem Faulpelz wollen wir Beine machen“, verkündet Doktor Lobesam während er den Babybauch abhört und abtastet. Vorsorglich hat er einen Krankenwagen geordert und findet es an der Zeit, dass Mutter und Kind die Klinik aufsuchen. „Was zu viel ist, ist zu viel“, murmelt er und möchte kein Risiko eingehen.

Und so landet die ganze Familie in der Klinik. Papa wird sofort von der Dame am Empfang umgeleitet in einen kleinen Warteraum mit massenhaft Zeitungen bestückt und Grünpflanzen ausgestattet und einem großen Fenster zur Straße hin. So kommt bei ihm keine Langeweile auf. Er kann Zeitung lesen, Pflanzen bewundern und vom Fenster aus den Straßenverkehr beobachten. Und was tut er? Er läuft blind hin und her, als sei der Warteraum eine Gefängniszelle. Endlich kommt Doktor Lobesam, befreit Papa aus der Gefängniszelle und versichert ihm, dass Mutter und Kind in besten Händen sind und verabschiedet sich.

Kurze Zeit später kommt die Hebamme, eine nette ältere Dame, zu Papa. Sie benötigt noch ein paar Angaben und rät ihm nach Haus zu fahren. Der Arzt, so versichert sie, rechnet frühestens morgen mit dem neuen Erdenbürger. Sie tauschen Telefonnummern aus und die Hebamme verspricht sofort anzurufen sollten die Wehen früher als erwartet einsetzen. Sie bringt den werdenden Papa zum Aufzug und lächelt ihm aufmunternd zu.

Papa muss seine Gedanken sortieren, beschließt das Auto stehen zu lassen und ein paar Schritte zu gehen. Es ist ein schöner, sonniger Tage, ein Tag zum glücklich sein. „Beim nächsten Kind“ so denkt er: „werde ich nicht mehr so nervös sein“. Nach und nach stellt sich bei ihm Ruhe ein. „Alles wird gut!“ Er winkt eine vorbeifahrende Taxe heran und lässt sich zu seinem Auto bringen. Es gibt ja noch so viel zu tun.

Gegen Abend konnte der werdende Papa dem Verlangen zur Klinik zu fahren nicht widerstehen. Mit Blumen und Himbeereis, dem Lieblingseis seiner Frau, erscheint er auf der Entbindungsstation, doch das Krankenzimmer ist leer. Auf der Suche nach einer Krankenschwester klingelt sein Handy. Es ist die nette Hebamme von heute Morgen und wollte ihn bitten zur Klinik zu kommen. Sie holt ihn auf der Station ab, Blumen und Himbeereis werden in der kleinen Teeküche auf Station deponiert, dann war es an der Hebamme die rechen Worte zu finden. Aber was sind rechte Worte? Rechte Worte – unrechte Worte? Worte sind zusammengefügte nackte Buchstaben, und aus nackten Buchstaben zusammenzufügen versucht die Hebamme dem Papa auf dem Weg zu Mutter und Kinde zu sagen, dass seine kleine Tochter Johanna ein Sternenkind sein wird.

Johanna mühte sich in die Geburt einzubringen, doch ihr kleines Herz kann den warmen Schoß der Mutter nicht verlassen. Es begibt sich in Gottes Hand und wird als Sternenkind geboren werden – wird als ein neuer Stern am Firmament leuchten – in alle Ewigkeit. Und immer, wenn die Eltern in der Nacht zum Himmel schauen sehen sie ganz weit oben einen kleinen Stern leuchten, der ihnen zublinkt und sagt: „Hallo ihr da unten, könnt ihr mich sehen, ich bin euer Sternenkind.“

Doris Lauck

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