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Kaspergeschichten Teil 2

Kasper Teil 2

Kasper und das Geheimnis

Klein Kasper wuchs zu einem fröhlichen Knaben heran, heckte Streiche aus
und liebte besonders Halloween. Als Vampir verkleidet erschreckte er Gretel,
legte den großen Geschwistern mit Wasser gefüllte Luftballons ins Bett,
versteckte Knallerbsen unter dem Teppich, stibitzte Großmutters Brille und
beharrte nur mit dieser Brille lesen zu können.

Wahrhaftig, gerade mal sechs Jahre alt konnte Kasper fließend lesen, sobald
er Großmutters Brille trug.

Was Großmutter zu denken gab war die Tatsache, dass seit Kaspers Geburt
kein Junge und auch kein Mädchen mehr geboren wurde. Es gab keine Erklärung
dafür. Großmutter konsultierte alle Ärzte und klugen Leute, fragte bei ihrer
Schwester nach, doch keiner wusste Rat. Das war sehr bedenklich. Ohne
Tochter gab es keine Großmutter und ohne Großmutter und ohne Gretel konnte
kein Kasper ein normales Kasperleben führen, war schutzlos wie ein Blatt im Wind.

In Sorge um die Zukunft der Dynastie Kasperanien erkrankte Großmutter an Leib
und Seele. Sie mochte nicht mehr stricken, nicht mehr fernsehen, Kuchen und Plätzchen
wollten ihr nicht mehr gelingen. Alle Lebensfreude war von ihr gewichen. Das spürten
auch Kaper und Gretel. Streichespielen,Leute necken hatte seinen Reitz verloren.
Die Kinder schlichen auf leisen Sohlen durchs Haus.

Sofern kein Wunder geschah würde es nach Großmutters Tod keine Großmutter mehr
geben, und möglicherweise zerfiel die Familie.

Von traurigen Gedanken gemartert empfing sie im Bett liegend Zacharias Simsala.
Zacharias Simsala erschrak bis ins Mark als er seine große Liebe abgemagert und
totenbleich in den Kissen liegen sah. Das hatte er nicht gewollt. Er kniete vor ihrem
Bett nieder, legte seinen Kopf auf ihre Zudecke und weinte. Großmutter strich ihm
über das schütter gewordene ergraute Haar, seufzte tief und bat ihn mit schwacher
Stimme nicht zu weinen, erinnerte ihn an gemeinsame schöne Stunden und legte
ihm das letzte Gretelchen und das brave Kasperle ans Herz.

O, welch eine Ironie des Schicksals! Ihm – der das Unglück einst durch eine List
heraufbeschworen – vertraute die arme geschwächte Großmutter die Kinder an.

Nicht einmal der Priester bemerkte bei der Taufe von Kasper, als der den Taufschein
ausstellte, dass drei der vier Namen falsch waren, und das war nur möglich weil es
Zacharias Simsala  gelungen war Großmutter im Schneesturm von der Taufe fernzuhalten
und den Priester mit Wein betrunken zu machen.

Schlagartig war es Zacharias Simsala klar: ohne Großmutter war auch sein Leben sinnlos.

Er stand auf, begab sich in die Bibliothek holte den Taufschein und gestand Großmutter
sein Vergehen. Großmutter wollte nicht glauben was sie da las:

Das heute, am 22ten November im Jahre des kleinen Löwen geborene,
männliche Kind

wird auf den Namen

Caspar – Melchior – Balthasar – Hieronymus

getauft.

Durch dieses Dokument mit Siegel und Unterschrift gab es keinen

Kasper – Nikolaus – Maximilian – Hieronymus

und demzufolge keine Nachkommen mehr.

Wie vom Donner gerührt und vom Blitz getroffen saß Großmutter kerzengerade
im Bett. Sie hob die Hand zum Schwur:

„Geh! Und komme mir so lange nicht unter die Augen bis du mir den Beweis der
Rechtmäßigkeit der richtigen Namensgebung vorlegen kannst!“

Von Reue getragen und um Verzeihung bittend versprach Zacharias Simsala
all seine Kraft einzusetzen das Geschehene wieder gutzumachen, was er
ausnahmsweise ehrlich meinte.

Fortsetzung folgt

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