Minuten der Stille

Die Hand – die mich hält

 

Hin und wieder schaut Gott auf die Erde nieder,
inspiziert seine Werke, durchforstet den Garten
Eden und findet, dass es ein Gutes war die Erde
mit Leben zu füllen.

Er liebt das Raunen der Bäume, wenn Wind und
Blätter sich im Spiel wiegen, er liebt das Jubilieren
der Vögel, die Vielfalt der Kreaturen zu Wasser
und zu Land.

Doch sein Augapfel ist der Mensch. Ihm schenkte
er von Anbeginn an Nachsicht, ließ Milde walten
und musste erkennen: sein in Liebe gezeugtes
Wesen hat ihn ausgetrickst. Und darum ist es gut,
dass alles Leben befristet ist.

Hin und wieder schaut der Mensch zum Himmel
empor und fragt Gott: „Was hast du mit mir vor?
Warum quälst du mich? Was habe ich dir getan?“

Klagen steigen zum Himmel auf wo es doch
Freude sein sollte. „Danke, für die Tage die mir
bleiben, für die Sonne, die mich erwärmt, für
die Hand, die mich hält, für den Kuss der mich
beglückt. Danke, dass ich all die Jahre der sein
durfte der ich war, der ich bin – heute und hier.

 

Doris Lauck

 

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