Zum Nikolaustag
Hirten bei Nacht
Es lagen im Felde die Hirten bei Nacht,
die haben gefroren und haben gewacht.
Die waren wohl hungrig, die waren wohl müd,
wie`s heute noch Hirten im Felde geschieht.
Da scholl in den Lüften das Jubelgeschrei,
sie hörten`s und kamen voll Freude herbei,
vergaßen den Schlummer, verschmerzten die Pein
und drangen zum Stall und zur Krippe herein.
Und was sie gesehen, wir sehen es heut,
und alle, die`s sehen, sind selige Leut,
sind selig und fröhlich und gehn mit Gesang
und sagen dem Kinde Lob, Ehren und Dank.
Die himmlischen Chöre, die singen wohl hell,
viel heller denn Menschen. Doch komm nur, Gesell,
die Kehle gewetzt und die Stimme geprobt;
wer nimmer gesungen, heut singt er und lobt.
Die himmlischen Sterne sind alle Nacht schön,
doch heute blickt einer aus ewigen Höhn,
der zeigt uns den Weg, und wir folgen geschwind
und segnen die Mutter und grüßen das Kind.
Rudolf Alexander Schröder 1878-1962
Quellennachweis: Die gute Saat, 5/6
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