Kinder Kurzgeschichten

Timotheus und Rosemarie

Timotheus und Rosemarie

Timotheus ein Lausebengel, ein Unfug treibender Hasenbube der mit seinen Streichen die Eltern schier zur Verzweiflung brachte. Um dem ein Ende zu setzen sollte Timotheus in diesem Frühjahr in der Produktion von Ostereiern unterrichtet werden. „Der Bub muss etwas Ordentliches tun!“ so der Vater und hob die rechte Vorderpfote mahnend in die Höhe.

Doch dann kam der Einbruch, die Bestellungen blieben aus. Den Menschen war das Osterfest durch eine weltweite Pandemie verleitet, und die Aufträge waren auf ein Minimum reduziert.

So genoss Timotheus weiterhin seine Freiheit und strolchte durch das Unterholz auf der Suche nach Abenteuer.

Ganz anders geartet war die kleine Rosemarie. Rosemarie war das einzige Mädchen in der Fuchsfamilie. Sie war klein und ängstlich und konnte sich gegen ihre fünf Brüder nicht durchsetzen. Die fünf Raufbolde tyrannisierten die kleine Schwester, machten ihr das Futter streitig, schupsten sie herum und trieben arges Spiel mit ihr.

Um den Brüdern zu entgehen schlich Rosemarie sich heimlich davon, setzte sich unter einen Busch und träumte von einem Wunder. Sie wünschte sich einen Happen Fleisch, eine Freundin zum spielen und keine garstigen Brüder die ihr alles wegfutterten. Und wie sie so träumte, raschelte es neben ihr unter dem Laub. Schenkt ihr das ersehnte Wunder eine kleine Maus? Vorsichtig dreht sie den Kopf in die Richtung – und hups hopste die Maus davon, schlüpfte geradewegs unter den Bauch von Timotheus, der keine zehn Schritte von Rosemarie entfernt saß und sich langweite.

„Psst, sei leise und bleib sitzen, sonst beiß ich dir in den Bauch“ piepste die Maus.

„Wer bist du?“

„Ich bin eine Maus und spiele Verstecken.“

Noch während Timotheus sich mit der Maus unterhielt gewahrte er einen sich anschleichenden Fuchs und ihm fiel buchstäblich das Herz in die Hose.

„Entschuldige, ist hier eine Maus vorbeigekommen? Und was machst du hier?“

„Zwei Fragen auf einmal, verehrte Dame. Welche möchtest du zuerst beantwortet haben?“

„Der Reihe nach“, Rosemarie gab sich sehr mutig.

„Also Frage eins, nein hier kam niemand vorbei. Frage zwei ich übe mich im Zaubern.“

„Dann zaubere mir eine Maus, denn ich bin hungrig.“

„Abra kadabra dreimal schwarze Magie – ein jeder bleibe wo er sich gerade befindet und darf sich nicht rühren, sonst geschieht ein Unglück!“

Daraufhin reckte sich Timotheus, richtete sich auf den Hinterläufen auf und streckte die Hasenarme in die Höhe. Rosemarie sah die Maus und applaudierte. Dann machte Timotheus einen Handstand flüsterte der erschrockenen Maus zu: „Renn, wenn dir dein Leben lieb ist“, und flugs war die Maus verschwunden.

„Du bist ja wirklich ein Zauberer. Darf ich mich zu dir setzen?“

Da saßen sie nun, ein Hasenbube und ein Fuchsmädchen, erzählten sich lustige Geschichten und Timotheus versprach am nächsten Tag wiederzukommen.

Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er sich in Gefahr befand. Schließlich stehen Hasen bei den Füchsen auf dem Speiseplan.

Einmal wird er noch zum Treffpunkt kommen. Er hatte es Rosemarie versprochen.

Schweren Herzens, mit ein wenig Angst ging Timotheus am nächsten Morgen zur vereinbarten Stelle. Nicht lange danach kam Rosemarie, setzte sich zu ihm und fragte: „Kannst du mir etwas zaubern?“

Timotheus nickte, stellte sich wie auch am Tag zuvor auf die Hinterbeine richtete sich auf hob die Vorderpfoten in die Höhe und zauberte ein purpurrotes Osterei unter seinem Bauch hervor. „Für dich, meine Freundin“.

Rosemarie nahm das Osterei, blickte den Freund traurig an, „Es ist wohl ein Abschiedsgeschenk“.

Timotheus nickte, „Es muss sein, kleine Rosemarie. Schade, dass du kein Hasenmädchen bist“.

Doris Lauck

www.senioren-allueren.de

 

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