Roman
Gefangen im dritten Drittel
Leseprobe:
„Alles im Leben hat seine Zeit, ein jegliches hat seine Stunde“ (Bibelwort Prediger 3:1)
„Da streiten sich die Leut´ herum wohl um den Wert des Glücks. Der eine heißt den andern dumm; am End´ weiß keiner nix …“
Kommt dir bekannt vor?
Ein alter Song des legendären Paul Hörbiger aus einem seiner vielen Filme. Oder sollte ich mich hier irren?
Irren ist menschlich und besucht uns im letzten Drittel unseres Daseins auf Erden immer öfter.
„Das ist so und das lag hier!“, und dann ist es doch nicht so und lag doch nicht dort.
„Oh, war mir völlig entfallen.“
Mein Name ist Claudia Gruben, ich bin Ehefrau, Mutter und Großmutter und bewege mich auf dünnem Eis.
Und,
Hier sitz ich und strick ich, stricke Lebenshilfe für sie und ihn, dabei gehöre ich auf die Pritsche.
Ich tauschte Haus und Hof, lebenslange Pension und sorgloses Shoppen gegen eine kleine bescheidene Zweiraumwohnung mit Schmalhans als Küchenmeister und Zehn-Stunden-Tag. Und wozu das alles?
Ich weiß es nicht!
Süßes Leben, ade!
Mein Terminkalender platzt aus allen Nähten. Die Klienten fordern mich, ziehen mich runter, und ich kann mich dem nicht erwehren!
Eigentlich sollten mich Alter und gelebtes Leben, Verstand und Logik davor schützen, Berufliches das Privatleben überschatten zu lassen. Tat es aber nicht! Gewiefte Kollegen belächelten mich, packten mich in die Anfängerschublade, zerrissen sich hinter vorgehaltener Hand das Maul und warteten darauf, dass ich kapitulierte.
Dem warmen Nest entsprungen und kopfüber in ein neues Leben mit mittlerweile 60 Lenzen. Das bedurfte guter Nerven und eines gerüttelt Maßes Humor. Letzteren überließ ich dabei den anderen. Mir war nicht nach Scherzen, mir war nach Überleben.
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