von da an war alles anders

Johanna Willkommen kleine Lady Teil 1

Johanna                                                                                                        Teil 1

Willkommen kleine Lady

Aufregende Tage, endlose Stunden in Erwartung auf das freudige Ereignis ziehen sich wie durchgekauter Kaugummi, der länger und länger wird, dabei immer dünner und ähnelt klebriger Spinnfäden.

„Johanna, Liebling, Kleines, Hanni, Mäuschen, Mama und Papa sind voll Sehnsucht nach dir, dich in den Armen zu wiegen, dich zu liebkosen. So gerne wüssten wir wie du aussiehst. Deine Äugelein, das Näschen, das süße Mündchen, die kleinen Fingerchen und Füßchen. All das ist so nah und doch so fern. Trägst du schon kleine Löckchen oder spärlichen Flaum auf deinem putzigen Köpfchen?“

Fragen über Fragen tun sich auf und keine Antwort, kein Anzeichen, dass unsere Tochter geboren werden möchte.

„Mädchen putzen sich gerne und zögern die Geburt hinaus“, versichert die zukünftige Urgroßmutter. Überhaupt ist Urgroßmutter der ruhende Pol in der Familie, kocht Kamillentee, reicht altbackene Brötchen dazu, schält gerne Äpfel deren Schalen zu Spiralen geformt die Blicke auf sich ziehen.

Doktor Lobesam, weise lächelnd den Bauch der werdenden Mama abhörend, wiegt nachdenklich den Kopf und könnte sich vorstellen, sollte sich in den nächsten zwei oder drei Tagen nichts wesentliches ereignen, die Geburt einzuleiten und so das kleine Mädchen zu überlisten den Weg ins Leben zu wagen.

Johanne hingegen fühlt sich pudelwohl in der warmen, weichen Fruchtblase in Mamas Bauch. Sie kann schwimmen, kullern, am Daumen lutschen und Mamas Herzschlag spüren. Sie genießt die streichelnden Bewegungen von Mamas und Papas Händen und unterscheidet bereits Papas Stimme von Mamas Stimme. Von der ganzen Aufregung um ihre Person und der Welt da draußen versteht sie nicht die Bohne.

„Johanna, Liebes“, Mami streichelt zärtlich mit der linken Hand über ihren Bauch, die Finger der rechten Hand gleiten über Johannas Wiegebett, eigens von Großvater hergerichtet, neu bemalt und lackiert und von Großmutter mit rosa Seide mit Pünktchen ausgeschlagen. Papi hat einen kleinen Kuschelteddy in die Wiege gebettet und Mami wiegt in Gedanken versunkten den Teddybär.

„Möglicherweise gefällt unserem Kind der Name Johanna nicht? Und um uns das zu sagen verweigert das Kind seine Geburt.“ Von dieser Idee besessen geben die Eltern, die eigentlich noch keine Eltern sind, dem ungeborenen Kind ein Versprechen: „Liebe Tochter, sofern du eine Tochter bist, wie uns Doktor Lobesam versichert, und der von uns für dich gewählte Name Johanna deine Missbilligung findet, du hingegen lieber Gabriele, Josefine, Patricia, Pauline, Eleonore, Ida, Katharina, Anna, Viktoria oder sonst wie heißen möchtest, so versprechen wir dir feierlich, dass du an deinem sechsten Geburtstag, rechtzeitig zur Einschulung, einen neuen Namen wählen kannst.“

Sichtlich erleichtert nehmen sich die werdenden Eltern in die Arme und hoffen darauf, den wahren Grund für Johannas Geburtsverzögerung gefunden zu haben. Bei Kerzenschein und leiser Musik aus dem Radio wagen sie sogar ein paar Tanzschritte trotz störendem Babybauch. Johanna, schon vor der Geburt ein Musikfan, kullert im Dreivierteltakt in Mamas Bauch.

„Ich glaube, sie ist einverstanden“, lacht Mama, lässt Papa los und hält sich mit beiden Händen den Bauch. „Oder sie ist eifersüchtig weil ich die schönste Mama der Welt im Arm halte“ kontert Papa.

„Was immer ihr glaubt, ihr beiden da draußen, mir gefällt es so wie es ist. Ich fühle mich geborgen und wohl. Vielleicht komme ich irgendwann zu euch und bin dann die Dritte in eurer Mitte“. „Hicks“, ein Schluckauf! Flugs den Daumen in den Mund. Tanzen macht auch ein Baby müde. Nicht lange und alle drei schlafen friedlich, Mami in Papis Arm und Johanne in Mamis Bauch.

Fortsetzung folgt in Kürze

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